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Ernährung / Kräuter

Was machen die Kräuter im Hundefutter?

Kräuter sind in. Nicht nur für uns Menschen, auch für unsere Haustiere gewinnen sie immer mehr an Bedeutung und landen im Futternapf. So sehr ich die gezielte Gabe von Kräutern befürworte, so kritisch sehe ich die Tendenz, immer mehr Hundefutter werbewirksam mit Kräutern aufzumotzen.

Immer mehr Menschen möchten möglichst natürliches unverarbeitetes Essen für sich und dann auch Futter für ihre Lieblinge. Lokal, nah, bio. So soll es am besten für uns sein. Weg von den Fertiggerichten hin zu einem immer bewussteren Umgang mit dem, was wir unseren Körpern zuführen. Und auch das soll sich im Hundenapf spiegeln.

Da die ursprüngliche, naturbelassene Nahrung für unsere Tiere allerdings mit Arbeit und Organisation verbunden und bei den meisten von uns Zeit Mangelware ist und die Bequemlichkeit siegt, soll das fertig gekaufte Hundefutter ebenso gut sein wie eine selbst zusammengestellte Ration.

Bei manch gutem Dosenfutter mag das noch gelingen, bei Trockenfutter muss es zwangsläufig scheitern. Hochverarbeitete, gepuffte Pellets können immer nur in der Nahrungsqualität irgendwelcher Smacks oder Froot Loops spielen – und das im besten Fall. Das soll kein Bashing werden, ich verstehe die Vorzüge von Trockenfutter. Aber es nützt nichts wegzuschauen und zu ignorieren, dass die Vorteile für uns (Lagerfähigkeit, Platzbedarf, Kosten, Zeitersparnis) einseitig sind und es keine Vorteile für den Hund gibt.

Kräuter als Marketing

Um das Gewissen von uns Hundehaltern zu beruhigen und uns weiterhin zum Kauf zu animieren, lassen sich die Hersteller so einiges einfallen. Wölfe, Berge und Wälder im Marketing sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Genau wie der Einsatz von Antioxidantien, wie zum Beispiel Beeren, die den perfekt ausgewogenen Napf symbolisieren sollen. Ob so eine Blaubeere die zur Herstellung nötigen Temperaturen auch nur mit einer Zelle überlebt, ist nicht wichtig. Hauptsache wir Käufer grinsen beim Blick auf die schön gestaltete Verpackung und glauben dem Versprechen, das Futter sei artgerecht, naturnah und absolut hochwertig.

Und im Zuge von aufkommenden Selbstversorger- und Kräuter-Influencern landen auch immer mehr Heilkräuter im Futter unserer Hunde. Es ist eine Sache, über einen gewissen Zeitraum den Napf mit selbstgesammelten Kräutern zu pimpen, eine andere ist es den Hund dauernd, teilweise über Jahre, mit den immer gleichen Kräutern der Herstellerrezeptur zu versorgen.

Verschiedene Hundefutter, die medizinisch wirksame Stoffe enthalten

Wirkstoffe in Kräutern

Die Krux an den Heilkräutern ist auch, dass zwar einige Vitamine verloren gehen, aber viele heilkräftige Inhaltsstoffe thermostabil bleiben, weshalb ja Kräutertees so gut funktionieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Wirkstoffe der Kräuter tatsächlich in den Futterpellets enthalten sind, ist hoch. Sonst wäre es einfach nur eine teure Marketingmasche ohne Wirkung, wie zum Beispiel die Blaubeere. Für unsere Hunde wäre das weit besser.

So aber werden Kräuter in Dauermedikation gegeben. Zugegeben, in verschwindend geringen Mengen, aber dafür über einen sehr langen Zeitraum. Denn wenn ein Futter einmal passt, wird es selten gewechselt. Und kaum ein Mensch wird seinem Hund alle 6-8 Wochen ein neues Hundefutter geben, damit Hund nicht immer dieselben Kräuter frisst. Kräuter als Dauergabe machen subtile Symptome. Wir haben es hier nicht mit Vergiftungserscheinungen zu tun, die wir als solche erkennen und dann sofort den Bösewicht Futter ins Visier nehmen können. Bei der beliebten Kamille zum Beispiel wirkt eine Dauergabe reizend auf die Magenschleimhaut. Immer nur ein bisschen, Tag für Tag. Bis nach Jahren eine ausgewachsene chronische Magenschleimhautentzündung entstanden ist und wir uns wundern, wo das nun herkommt.

Yucca schidigera für den Hundedarm

Besonders allergisch reagiere ich auf ein bestimmtes Kraut: Yucca schidigera. Denn hier haben wir es nicht nur mit Marketing zu tun und es sind nicht die Kleinstmengen des bunten Kräutersträußchens im Futter. Nein, hier werden medizinisch wirksame Dosen eingesetzt.

Warum? Weil Yucca schidigera dafür sorgt, dass die Pupse der Hunde nicht mehr so stinken. Was ich schon wieder so ironisch finde, dass ich lachen würde, wenn es nicht so traurig wäre. Der dauernd pupsende Hund ist nämlich nicht normal. Es bedeutet in der Regel, dass er Mist futtert. „Shit in, shit out“ ist nicht nur ein super Merkspruch für Programmierungen von Algorithmen und sonstiger KI, sondern eben auch fürs Futter.

Und noch etwas stinkt nicht mehr so: Der Output. Die Scheiße, die wir Hundehalter hinter unseren besten Freunden in kleinen Tütchen aufsammeln. Und das macht Besitzer froh. Wer es genau wissen will, kann sich dazu den spannenden Artikel aus dem Animal Science Journal „Inclusion of Yucca schidigera extract in diets with different protein levels for dogs“ durchlesen.[1] Alternativ auch „Diet and dog farts“ von Beynen.[2]

Yucca schidigera enthält außerdem Yucca-Saponine, die reinigend auf den Darm wirken, die nützlichen Bakterien im Darm fördern und so Darmprobleme bei unseren Hunden lindern. Und es verstärkt den Duft des Futters und regt so den Appetit an. Alles Funktionen, die den Herstellern natürlich gut gefallen. Und Darmpflege klingt doch super, oder?

Jein, denn die Saponine können bei Dauergabe die Schleimhäute reizen und so verantwortlich für Magenschleimhaut- und Darmentzündungen sein. Außerdem erhöhen sie die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, sodass Hunde mit einer Leaky Gut Problematik richtig Freude an einer Dauergabe haben werden. Und auch bei allen anderen Hunden steigt die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, sodass das Immunsystem mehr zu tun hat.


[1] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/asj.12535

[2] https://www.researchgate.net/profile/Anton-Beynen/publication/322420322_Beynen_AC_2018_Diet_and_dog_farts/links/5a5870d6a6fdccf0ad1ac2cb/Beynen-AC-2018-Diet-and-dog-farts.pdf

Der wissenschaftlich erwiesene shit-in-shit-out Effekt. 😉

Yucca schidigera bei Arthritis und Schmerzen

Aber unsere Yucca- Pflanze kann noch mehr. Sie wirkt anti-entzündlich und anti-arthritisch. Und das, indem sie für einen Rückgang von Schwellungen und Schmerzen sorgt. Wir füttern also ein natürliches NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), egal, ob unser Hund es braucht oder nicht. Zielgerichtet sind solche Mittel ein Segen, aber in Dauergabe bei jedem Hund, egal, ob gesund oder nicht, kann das nach hinten losgehen. Erstmal haben wir einfach den schmerzstillenden Effekt. Den wir aber nicht bemerken, weil wir ja vergessen haben, dass Yucca in unserem Futter ist. Unser Hund entwickelt also ein Problem, zeigt aber kaum bis keine Schmerzen und wir erkennen nicht, dass seine Gesundheit angeschlagen ist. Auf Dauer kann es dann sein, dass unser Hund sich an die Gaben gewöhnt und wir bei wirklichen Problemen schnell mit immer höheren Dosen von Schmerzmitteln eingreifen müssen. Außerdem gilt das gleiche wie oben: Alle Schmerzmittel reizen auf Dauer die Schleimhäute. Wer genau wissen möchte, wie Yucca wirkt, dem sei der Fachartikel „Anti-inflammatory and anti-arthritic effects of yucca schidigera: A review“ von Cheeke, Piacente & Oleszek empfohlen. [1]


[1] https://journal-inflammation.biomedcentral.com/articles/10.1186/1476-9255-3-6

Wann Kräuter im Hundefutter sinnvoll sind

Warum Kräuter nichts ins Hundefutter gehören

Und sind Kräuter im Futter jetzt wirklich so schlecht? Darauf kann meine Antwort nur Ja lauten. Sie tun nur dem Hersteller gut. Die ehrenwerte Idee, mit den Kräutern natürliche Vitamine und Mineralstoffe zuführen zu wollen, wird bei so manchen Stoffen ad absurdum geführt, wenn sie nämlich nicht thermostabil sind oder bei Lagerung an Wirksamkeit verlieren. Dort können wir dann schnell einen Mangel herbeifüttern.

Aber da Kräuter nicht nur Nährstoffe, sondern eben auch sekundäre Pflanzenstoffe mit Heilwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen. Immer, alle! Es kommt nur auf die Höhe der Gabe oder die Dauer an. Aber irgendwann wird aus jeder segensreichen Heilpflanze ein Fluch. Außerdem sollten wir nicht außer Acht lassen, dass wir immer häufiger Hunde mit Allergiepotenzial sehen. Und nicht wenige der Heilkräuter können leider allergische Reaktionen auslösen. Bis wir hier Richtung Kräuter im Hundefutter schauen und die als den Verursacher in Verdacht nehmen, kann viel Zeit ins Land ziehen.

Positiv ist, dass die meisten Kräuter tatsächlich nur in so geringen Mengen vorkommen, dass eine Wirkung über das Marketing hinaus fraglich ist. Ob man das nun testen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Gerade bei Yucca würde ich da jedoch ein Fragezeichen hinter setzen, denn den geruchshemmenden Effekt wollen die Futtermittelhersteller ja. Und dafür braucht es schon eine wirksame Dosis.

Wer seinem Hund etwas Gutes tun will, pimpt den Napf mit frischen Kräutern. Immer nur ein paar, immer nur über einen festgesetzten Zeitraum. Und gezielt nach Information, was für Kräuter dem eigenen Hund gut tun. Wenn man nicht weiß, warum etwas im Napf ist und was es dort macht, dann sollte es nicht im Napf sein, bis man sich ausreichend informiert hat. Gilt übrigens ebenso für die eigene Teetasse oder das eigene Nahrungsergänzungsregal.

Herzlichst,