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Ernährung

Die Ernährung eines Senior-Hundes

Welches Futter für einen alten Hund?

Anzeige – Benötigt ein alter Hund spezielles Futter? Die kurze Antwort lautet Nein. Grundsätzlich benötigt kein Säugetier spezielle Ernährung, wenn es älter wird, auch der Mensch nicht. Übrigens hat die Natur auch keinen speziellen Futtersack für Junghunde in petto.

Da unsere Hunde jedoch nicht selbst entscheiden, was sie fressen, sondern wir den Napf für sie füllen, ist die Antwort dann doch etwas länger und es gibt einiges, auf das wir bei der Ernährung unseres alten Hundes achten können.

Ab wann ist ein Hund alt?

Schauen wir uns erst einmal an, wann wir von einem Senior-Hund sprechen. Eine häufig genannte magische Grenze scheint 7 Jahre zu sein. Andere wiederum definieren das Alter ab 10 Jahren, beides ganz unabhängig von der Rasse und der Größe eines Hundes.

Es gibt jedoch keinen kalendarischen Übertritt ins Alter, ebenso wenig wie beim Menschen. Manch ein kalendarischer Senior ist gesünder und fitter als ein anderer mit 20 Jahren weniger auf der Uhr. Auch für unsere Hunde gibt es zum kalendarischen das biologische Alter, das von Individuum zu Individuum unterschiedlich ist.

Das offensichtliche Grau um die Schnauze kann ein Anzeichen sein – muss es aber nicht. Enki begann mit zwei Jahren grau zu werden und ist nun, mit sieben Jahren, schneeweiß im Gesicht. Und damit ist er nicht allein, vorzeigtes Ergrauen kommt bei vielen Hunden vor.

Grundsätzlich ist das Älterwerden ein schleichender Prozess und unsere Hunde sind sehr gut darin, Anzeichen lange zu überspielen. Da ist von uns also ein genaues Hinsehen erforderlich, um zu entscheiden, ab wann wir unseren Hund unterstützen möchten.

Alter Hund mit 7 Jahren?

Alte Hunde sind ein Geschenk

Gerade das Hinsehen fällt uns häufig schwer. Da unsere Lebensspanne viel länger ist, kommt es uns vor, als wenn Fido noch gestern ein putziger Welpe war. Zu akzeptieren, dass unser Hund alt wird heißt auch, sich mit dem Gedanken zu befassen, dass er eines Tages nicht mehr an unserer Seite ist.

Es ist unsere Aufgabe, unsere Sorgen und Ängste zu akzeptieren und das letzte Lebensdrittel mit unserem Hund zu feiern. Ältere Hunde haben uns so viel zu geben und zu lehren. Sie ruhen in sich, sind weise geworden und zeigen uns, dass auch in der Langsamkeit Freude liegt. Unsere Partner haben es verdient, dass wir in dieser Lebensspanne noch einen Verwöhn-Schlag drauf legen und sie nur das Beste von uns bekommen.

Was im Körper passiert, wenn unser Hund alt wird

Mir ist wichtig, dass dies normale Prozesse des Alterns sind und Alter an sich ist keine Krankheit! Wenn Dein Hund, egal ob jung oder alt, eine Krankheit hat, benötigt er noch mal ganz andere Unterstützung von Dir und am besten von einem Tiertherapeuten Deines Vertrauens.

Generell solltest Du im letzten Lebensdrittel häufiger einen Check-up beim Tierarzt, und am besten ergänzend auch beim Tierheilpraktiker, machen lassen, damit beginnende Krankheiten frühzeitig erkannt werden.

Um zu verstehen, warum wir beim Futter eines alten Hundes vielleicht doch das eine oder andere umstellen sollten, möchte ich kurz aufzählen, was im Körper unseres alten Hundes passiert.

Sinnesorgane

Die Sinne unseres Hundes werden im Alter schlechter. Er hört, sieht und riecht nicht mehr so gut wie als junger Hund. Ein unsicherer Gang eines Seniors kann auch an einer altersbedingten Störung des Innenohres liegen und nicht nur am Bewegungsapparat.

Die Augen werden trockener, Linsentrübung, Glaukome und Katarakte können eher auftreten. Und wenn dann auch der für Hunde so wichtige Geruchssinn nachlässt, kann das bei Deinem Hund zu Appetitlosigkeit führen.

Stoffwechsel und Verdauung

Der Stoffwechsel eines alten Hundes wird langsamer. Selbst wenn sich Dein Hund noch normal bewegt, kann es sein, dass er leichter zunimmt als früher. Das ist ein Anzeichen für den verlangsamten Metabolismus.

Ebenso wird die Verdauung langsamer und ist nicht mehr so effizient. Nährstoffe aus dem Futter werden nicht mehr so gut aufgenommen. Das geht schon bei den schlechter werdenden Zähnen los und kann bei Verstopfung durch zu wenig Wasseraufnahme und zu wenig Bewegung enden.

Das Fell als Spiegel des Stoffwechsels verliert Elastizität, wird grau und wird trockener. Ebenso werden die Krallen härter, aber auch brüchiger. Fehlende Elastizität ist überall im Körper zu finden.

Da die Nierenfunktion im Alter immer eingeschränkter ist, kommt es zu mehr Abfallprodukten im Blut. Außerdem fällt es älteren Hunden immer schwerer den Schließmuskel der Blase zu kontrollieren, sodass der Hund unsauber werden kann.

Alter Hund BARF

Immunsystem

Das Immunsystem unseres Hundes arbeitet nicht mehr so effizient. Es kann häufiger zu Infektionen kommen, Wunden heilen langsamer. Im Alter bekommen Hunde auch häufiger Lipome, Warzen und Zysten.

Ältere Hund haben mehr Probleme mit freien Radikalen. Im Nervensystem kann die Folge eine verminderte Gehirnfunktion und damit Verhaltensänderungen sein. Der Verlust von Nervenzellen im Gehirn geht Hand in Hand mit dem Verlust von Nervenzellen der Sinnesorgane.

Bewegungsapparat

Die Kondition unserer Hunde ist nicht mehr so gut. Genaugenommen ist das nur zum Teil ein Thema für den Bewegungsapparat. Denn auch das Lungengewebe verliert Elastizität, wodurch unsere alten Hunde schneller außer Atem sind.

Muskelmasse wird im Alter abgebaut, besonders an den Hinterläufen. Das Bindegewebe wird steifer und beeinflusst so nicht nur die Muskeln, sondern auch die inneren Organe, Blutgefäße und Atemwege.

Senior-Hunde haben weniger Gelenkflüssigkeit und so kann es zu Arthrose kommen. Damit Kalzium in Knochen eingelagert wird, müssen Knochen beansprucht werden. Durch die verminderte Bewegung kommt es zur verminderten Mineralisation, sodass die Knochendichte abnimmt und es eher zu Knochenbrüchen kommen kann.

„Respecting Your Dog’s Golden Years“

Diane Morgan

Wenn wir die Prozesse des Alterns respektieren und unsere Hunde unterstützen, statt sie zu überfordern, können wir diese goldenen Jahre verlängern.

Unterstützen können wir, indem wir besonderen Wert auf gutes Futter und Pflege legen und auch unseren Senior angemessen mit Fitnesstraining, mentalem Training und Wellness verwöhnen.

Gönnen wir unseren Senioren einen erhöhten Futterplatz, da auch die Speiseröhre und die Wirbelsäule steifer werden.

Wir sollten unbedingt auf das Gewicht achten und es eher niedrig halten. Nichts verkürzt die Lebenserwartung so zuverlässig, wie die paar Pfunde zu viel. Und auch wenn die Hundeaugen noch so groß und traurig schauen, ein niedriges Gewicht bringt unserem Hund viel mehr Lebensqualität als Snacks und Kekse. Da unsere Senior-Hunde Nahrungsstoffe schlechter aufnehmen, ist „Friss-die-Hälfte“ keine gute Idee. Besser ist es, den Getreideanteil im Futter zu reduzieren und dann in zweiter Linie auf den Fettanteil zu achten.

Was, wenn der alte Hund nicht frisst?

Wenn Dein Hund sein Futter verweigert, sollte natürlich zuerst ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Krankheit handelt und es sollte sichergestellt sein, dass die Zähne in Ordnung sind.

Gibt es keine erkennbare Ursache, höre Deinem Hund zu! Es kann sein, dass Dein Hund gerade ein anderes Futter benötigt. Probiere, die Zutaten zu verändern und nicht das Übliche zu kaufen. Vielleicht braucht Dein Hund gerade fetteres Fleisch oder mageres Fleisch? Manche Hunde essen auch saisonal. Meine Paula zum Beispiel liebte Huhn im Sommer, im Winter sollte es Rind sein.

Es ist möglich, dass Dein Hund schlechter riecht und deswegen keinen Appetit hat. Manchmal reicht es schon, etwas warmes Wasser über das Futter zu gießen, damit der Geruch stärker wird.

Wenn auch ein Futterwechsel nichts bringt, kannst Du es mit Fasten probieren. So eine Fastenkur ist wie eine Systemreinigung für Deinen Hund. Bitte informiere Dich jedoch, wie so eine Fastenkur abläuft und vor allem, wie man das Fasten dann korrekt wieder bricht.

Gesunde Ernährung für alte Hunde

Unser Senior sollte die besten Proteine bekommen, die wir ihm ermöglichen können. Ein gutes Aminosäureprofil und eine hohe biologische Wertigkeit der Eiweiße helfen, die Bedürfnisse unserer Senioren zu erfüllen. Sehr gute Proteine entlasten auch Darm, Leber und Nieren.

Futterbestandteile für alte Hunde

Praktisch bedeutet das, sehr gutes Fleisch (am besten aus kontrollierter Bio-Haltung) zu verwenden und den Anteil an bindegewebigem Fleisch (Pansen) zu reduzieren. Je frischer, desto besser. Gerade Senioren haben vermehrt Probleme mit dem extrudierten Protein in Trockenfutter. Wenn die Verdauung schlechter wird, können wir unterstützen, indem wir Verdauungsenzyme ergänzen. Der Umstieg von Stücken auf gewolftes Fleisch entlastet ebenfalls die Verdauung. Und wenn auch das nicht reicht, bekommt manch einem Senior vielleicht gekochtes Futter besser.

Da die Verdauung langsamer wird und die Zähne durch Demineralisation brüchiger werden, sollten wir beim Senior vorsichtiger mit Knochen (und auch harten Kauartikeln) werden. Es ist besser, in den letzten Jahren mit weichen Knochen und/oder einem guten Knochenmehl zu ergänzen.

Wie für uns Menschen gilt auch für den Hund: Gesunde Ernährung ist frisch, möglichst unbelastet, wenig verarbeitet und hat einen hohen Anteil roher Bestandteile.

Auch wenn unser Hund alt wird, ist Fett nach wie vor wichtig, da Hunde daraus ihre Energie ziehen. Hier gilt ebenfalls, dass nur hochwertige Fette genutzt werden und am besten mit einem guten Öl mit ausgewogenem Fettsäureprofil (Omega 3-6-9 Öl mit Vitamin E) ergänzt wird. Inwieweit Getreide in der Nahrung unseres Hundes vorkommen sollte, ist ein andauerndes Diskussionsthema. Meines Erachtens gibt es da bei unseren alten Hunden kaum etwas zu diskutieren, da Getreide optional ist. Sollen weniger Kalorien zugeführt und gleichzeitig die Nährstoffdichte erhöht werden, wird bitte Getreide als Erstes aus dem Ernährungsplan gestrichen. Getreide bringt viele Kalorien und fördert entzündliche Prozesse (z. B. Arthritis)

Weitere Bestandteile eines ausgewogenen Futters

Vitamine und Nährstoffe sind in jedem Hundealter wichtig, aber gerade der ältere Hund profitiert davon, wenn wir die Versorgung mit Nährstoffen etwas erhöhen.

Dazu gehören unter anderem:

  • Vitamin E und Selen für den Bewegungsapparat
  • Zink, Vitamin C und B-Vitamine für das Immunsystem
  • Antioxidantien für den Zellstoffwechsel

Ergänzungen für den Bewegungsapparat

Damit der Bewegungsapparat länger seine Geschmeidigkeit behält, kannst Du ihn mit verschiedenen Mitteln unterstützen. Zum Beispiel mit Knorpelaufbaustoffen wie Kollagenhydrolysat oder Hyaluronsäure und mit entzündungshemmenden Stoffen wie Grünlippmuschelextrakt und Kurkuma.

Ergänzungen für das Nervensystem

Das Nervensystem und das Gehirn profitieren von:

  • Ginkgo Biloba
  • Coenzym Q10
  • L-Acetyl-Carnithin
Auflistung Antioxidantien für alten Hund

Antioxidantien für alte Hunde

Antioxidantien werden auch gerne als Superfoods gehandelt. Es gibt sie wie Sand am Meer, gefühlt kommt jedes Jahr ein besseres und tolleres Mittelchen hinzu.

Meine Favoriten in dieser riesigen Auswahl sind:

  • Vitamin C in Form von Hagebutten- oder Acerolakirschenpulver
  • Traubenkernextrakt (OPC)
  • Spirulina
  • Tomatenmarkt (Lycopin) in guter Bio-Qualität
  • Ingwer
  • Kurkuma
  • Und der Chaga-Pilz

Ich nutze nie alle auf einmal, sondern wechsele verschiedene Antioxidantien ab. So bunt wie das Leben, sollte auch der Futternapf sein. Außerdem gönne ich meinen Hunden im Frühjahr eine Kur mit Probiotika für den Darm.

Kräuter für Senior-Hunde

Gerade bei unseren alten Hunden sollten wir die Leber und die Niere unterstützen. Auch sie profitieren von eine „Entgiftungskur“, die sollte aber sehr viel schonender ablaufen, als beim jungen Hund. Kräuter kann man auch regelmäßig mit in den Futternapf geben. Hier ist es wichtig, die Kräuter abzuwechseln und nicht immer das Gleiche zu geben.

Gute Küchenkräuter sind unter anderem Rosmarin, Basilikum und Petersilie. Wildkräuter wie Brennnessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Schachtelhalm und Klettenwurzel machen sich ebenfalls prima im Napf.

Empfehlenswerte Kräutermischungen für Senioren gibt es zum Beispiel von DHN; Krauterie und Pahema. Da sich die Mischungen alle etwas unterscheiden, würde ich eine 4 Wochen lang geben, dann 2 Wochen Pause einlegen und dann eine andere Mischung. Mit diesem Rhythmus – 4 Wochen Gabe, 2 Wochen Pause, Wechsel der Mischung – gewöhnt sich der Hundekörper nicht so leicht an die Wirkstoffe und Du kannst Deinen Hund langfristig mit Kräutern unterstützen.

Graues Fell bei jungen Hunden

Fazit

Im Prinzip unterscheidet sich die Ernährung eines alten Hundes nicht so sehr von der eines jungen Hundes. Es macht keinen Sinn, ab einem bestimmten Alter auf ein Seniorprodukt umzusteigen. Im Gegenteil, nicht wenige dieser Seniorprodukte haben vor allem die Gewichtsreduktion im Auge und es fehlt dann an guten Proteinen und Nährstoffen.

Um die Kontrolle zu haben, was für Bestandteile Dein Hund bekommt, kannst Du auch einen alten Hund noch auf selbst gemachte Rationen umstellen. Wegen der langsameren Verdauung sollte das zwar sanfter und schleichender geschehen, aber Dein Hund wird davon sicher profitieren.

Als ich 2015 mit BARF begann, stellte ich auch meine damals 11-jährige Paula um. Es war fast schon magisch zu sehen, wie sich in kurzer Zeit ihre Lebensqualität verbesserte und sie mehr Freude und mehr Energie hatte. Sie wurde 14 Jahre alt und ging noch bis zu ihrem letzten Tag gerne mit mir ihre Runde – auch wenn die am Ende nur noch ein Abenteuer-Tripp durch den Garten war.

Eine ausgewogene frische Ernährung ist ein Grundpfeiler der Gesundheit und damit auch ein wichtiger Grundpfeiler meiner Ausbildung als Tierheilpraktikerin. Ergänzend mache ich ab September 2022 eine Ausbildung zur BARF-Beraterin nach Swanie Simon. Wenn Du Unterstützung bei der Ernährung Deines Hundes möchtest, sprich mich gerne an.

Und da Du diesen Artikel nicht nur gefunden, sondern auch bis zum Ende gelesen hast, biete ich Dir eine kostenlose Ernährungsanalyse Deines bisherigen Futters an. Schicke mir dazu eine E-Mail an info@canisvivus.de und nenne mir den Code „Old but Gold“.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit der AGILA Haustierversicherung. Ich danke AGILA für die immer wieder wertschätzende Zusammenarbeit und den angenehmen Austausch.

Literaturempfehlungen

  • The Living Well Guide for Senior Dogs von Diane Morgan
  • Holistic Guide for a Healthy Dog von Wendy Volhard
  • No Way to Treat a Friend von Niall Taylor und Alex Gough
  • BARF Senior von Swanie Simon
  • Die Weisheit alter Hunde von Elli H. Radinger

Herzlichst,