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Ernährung

Die Welt des Mikrobioms

Im Darm leben Unmengen an kleinen Lebewesen. Bakterien, Viren, Einzeller – egal ob bei uns oder unseren Hunden. Das ist ein wenig wie bei Men in Black, das Mikrobiom ist die Galaxie am Halsband der Katze Orion.

Diese Aliens sind unsere Helfer, unser Segen. Ohne sie verkümmern wir, werden krank und wenn unser Darm völlig steril wäre, wäre das mit dem Leben nicht mehr vereinbar.

Es gibt inzwischen kaum eine Erkrankung, bei der nicht eine Beteiligung des Mikrobioms vermutet wird. An erster Stelle stehen natürlich alle möglichen Magen-Darm-Krankheiten. Aber auch Übergewicht, Störungen des Immunsystems, wie Allergien oder autoaggressive Erkrankungen, Krankheiten der inneren Organe, des gesamten Stoffwechsels, des Gehirns und psychische Erkrankungen. Alzheimer, Autismus und ADHS stehen in Verdacht mit einem gestörten Mikrobiom Hand in Hand zu gehen.

Und in einer Studie wurde gezeigt, dass das Mikrobiom beeinflußt, wie plietsch unsere Hunde sich in Tests schlagen. Wenn er also auf dem Hundeplatz bockt, hatte er möglicherweise nicht genug Futter für seine Darmbakterien. 😉 Hier findest Du die Studie: The intestinal tract affects the brain through metabolites produced by gut-inhabiting bacteria.

Daher ist es so wichtig, dass wir die Galaxie in uns mit Respekt behandeln, uns um sie kümmern, dafür sorgen, dass es ihr gut geht und sie mit ausreichend Nahrung versorgen.

Über das Mikrobiom kann man viel lesen und wer das noch nicht getan hat, dem lege ich zu Beginn das Buch „Darm mit Charme“ von Giulia Enders ans Herz. Alternativ, wenn Du eher der visuelle Mensch bist, ist auch die Dokumentation „Unser Bauch – Die wunderbare Welt des Mikrobioms“ bei Prime ein guter Einstieg.

Wir werden uns hier gemeinsam – so Du denn Lust hast – ein wenig genauer ansehen, was wir für unser und das Mikrobiom unseres Hundes tun können. Da unterscheiden wir uns von unserem Hund nämlich nicht so sehr.

Fun Fact: Das Microbiom unserer Hunde ähnelt unserem sehr. „…adult human microbiome appear to be mirrored in adult dogs“ aus https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/JVIM.14875

Untersuchungen der Darmflora

Ich habe vor genau 20 Jahren meine Heilpraktikerprüfung gemacht. Damals war der Einfluss der Darmflora (wie das Mikrobiom früher genannt wurde) der letzte Schrei und naturheilkundlich wohlgesonnene Labore baten Darmflora-Checks an. Diese Welle ebbte dann im Verlauf ab, weil sich zeigte, dass dieses Checks mehr den Laboren halfen als den Patienten. Und plötzlich, vor ein paar Jahren, erlebten die Darmflora-Checks ein Revival – nämlich bei unseren Hunden.

Dieses Tests sind schwierig, wenn man an ihnen ablesen möchte, ob eine Fehlbesiedlung des Darms vorliegt und noch schwieriger, wenn man auf Basis dieser Tests entscheiden möchte, mit welchen Bakterien man den Darm unterstützt.

Das liegt zum einen an der schier unzählbaren Vielfalt der Mitbewohner in unserem Darm. Testet man nur auf eine kleine Hand voll, kann man nie erfassen, was mit dem Rest ist. Geschweige denn Angaben darüber machen, wie viel wovon nun die richtige Menge ist. Denn die Zusammensetzung unseres Mikrobioms ist so individuell wie ein Fingerabdruck.

Dann liegt es an der Art der Tests. Denn die meisten werden genau so durchgeführt, wie bei uns Menschen vor 20 Jahren: für die Untersuchung werden arme kleine Bakterien in Petrischalen angezüchtet und dann gezählt. Klingt erstmal gut, hat nur einen Haken. 99 Prozent unserer Mitbewohner sind Vampire. Sie hassen Sauerstoff und Sonnenlicht, zerfallen dann zu Asche. Oder genauer gesagt, die meisten Bakterien, insbesondere die im Dickdarm, sind Anaerobier. Bis der Kot im Labor ankommt, sind diese Bakterien schon gestorben und selbst wenn ein paar tief in der Mitte der Wurst überlebt hätten, ließen sie sich nicht im Labor anzüchten. Dort fühlen sie sich nämlich nicht wohl.

Für eine Diagnose sind diese Tests also eher ein Schätzeisen und es ist für Portemonnaie und Hund sinnvoller, sich auf die gezeigten Symptome zu stützen.

Es gibt zwar bisher eine rühmliche Ausnahme, aber dieser Test wird bisher nur von einem Labor durchgeführt und das arbeitet nur mit Tierärzten zusammen. Und teuer ist er außerdem. Am ende hilft aber auch dieser eine zuverlässige Test nicht bei der Wahl der Therapie.

Probiotika – Bakterien für den Darm

Probiotika sind Präparate mit Bakterien, die wir dem Körper zuführen. Diese Präparate fördern die Gesundheit des Darmes und helfen dem Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Besiedele ich nun mit Probiotika den Darm, führe also gute Mieter in den Darm ein, damit sie sich dort häuslich niederlassen?

Nein, so ist es nicht. Ich kann den Darm nur mit einer Kottransplantation „besiedeln“, jedoch nicht mit Probiotika. Wenn ich die Probiotika sehr sehr hoch dosiere, erreiche ich höchstens eine kurzfristige Besiedlung, dann sind die Jungs auch schon wieder weg und im Kot nicht mehr nachweisbar.

Ein weiterer Grund dafür, warum wir keinen Test brauchen, der uns vermeintlich sagt, was wir auffüllen sollten. Denn auch die Probiotika müssen ja bis in den Körper am Leben gehalten werden und gehören daher zu den aeroben Freunden, also denen, die mit Sauerstoff klarkommen. Und damit gehören sie nicht zu den 99 Prozent unserer Mitbewohner, sind also eher Außenseiter.

Und trotzdem sind Probiotika toll. Sie übernehmen nämlich kurzfristig wichtige Funktionen im Darm und helfen dem Darm so, gesund zu werden und Entzündungen auszuheilen. Und sie helfen dem Darm selbst seine Besiedlung wieder in den Griff zu bekommen. Denn wie so oft in der Naturheilkunde betreiben wir auch hier eine Hilfe zur Selbsthilfe. Wir können das einfach nicht so gut, wie unser Körper es selbst kann.

Um optimal zu unterstützen, sollten die zu den Symptomen passenden Probiotika gewählt werden. Holt Euch hier gerne Unterstützung ins Boot, besucht Webinare oder belest Euch ausgiebig, wenn ihr es selbst machen wollt. Aber lasst Euch bitte nicht erzählen, dass ihr erst einen teuren Test machen müsst, bevor eine Darmsymbioselenkung oder Darmsanierung möglich ist.

WG mit der Galaxie in uns

Wenn ihr oder Euer Hund nicht erkrankt seid oder gerade eine Antibiotika-Therapie anstand, ist es sehr wahrscheinlich, dass Euer Mikrobiom die Lage schon ganz gut im Griff hat. Es ist hier also nur Eure Aufgabe, den Mitbewohnern das Leben so schön wie möglich zu machen.

Dazu gehört, sie nicht zu verärgern. Dafür verzichtet ihr daher so weit es geht auf Gifte, zum Beispiel aus der Umwelt (Pestizide), aber auch in Eurem Haushalt – Stichwort Putzmittel. Ebenso gehört dazu, den Einsatz von Medikamenten immer gut abzuwägen und nicht jeder Krankheit gleich mit der Antibiotika – Schmerzmittel Keule zu begegnen. Bei Eurem Essen oder dem Futter Eurer Hunde achtet darauf, dass es so wenig wie möglich industriell verarbeitet ist.

Achtet auch auf möglichst wenig Konservierungsstoffe. Ebenso ist die Zusammensetzung ist wichtig. Die Bestandteile sollten möglichst gut für den Körper sein. Bei Euch heißt das in der Regel, möglichst wenig zuckerhaltiges zu konsumieren, bei Euren Hunden steht bindegewebsreiches, wie in preiswertem Futter oder in Trockenkauartikeln und Snacks auf der Obacht-Liste.

Bei Euch wie euren Hunden ist Nahrung immer dann am besten, wenn ihr wisst, was drinnen ist und wie und warum es da rein kam. Im Optimalfall bereitet ihr Nahrung daher selbst zu oder wühlt Euch durch den Dschungel der Anbieter, bis ihr einen verlässlichen Partner gefunden habt, in dessen Hände ihr die Zubereitung Eures Essens und/oder der Nahrung Eurer Hunde legt. Und ich muss Euch wohl nicht sagen, dass Werbung keine verlässliche Quelle ist, oder?

Ein Festmahl für das Mikrobiom

Zu den Dos und Dont’s gehört auch, unser Mikrobiom gut zu füttern. Richtig gelesen, ihr müsst nicht nur Euch und Eure Hunde ernähren, sondern auch Eure Mitbewohner im Darm. Und die mögen besonders gerne zwei Arten Nahrung: Fermentierbare und nicht-fermentierbare Faserstoffe oder auch Ballaststoffe. Die sind in den sogenannten präbiotischen Lebensmitteln enthalten.

Deshalb achten wir bei BARF so sehr darauf, dass es nicht nur Fleisch gibt, sondern dass auch ein Mix aus Obst und Gemüse und ggf. Kohlenhydraten zum Einsatz kommt. Alles für den Konzern, äh Darm!

Mit den fermentierbaren Faserstoffen schlagen sich die Darmbakterien die Bäuche voll und nutzen sie zur Energiegewinnung. Dabei produzieren sie kurzkettige Fettsäuren, die wiederum eine Wohltat für die Darmzellen sind und auch weiter im Körper in der Leber und in den Muskeln genutzt werden. Unsere Darmbakterien leisten also wertvolle Arbeit für uns. Dies nur als kleines Beispiel, denn die Arbeit unserer Mikroorganismen kann ein ganzes Buch füllen. Daher: Immer gut füttern mit guten Proteinen und mit fermentierbaren Faserstoffen!

Die nicht-fermentierbaren Faserstoffe sorgen sozusagen für ein gutes Raumklima, beeinflußen die Arbeitsgeschwindigkeit des Darms und am Ende die Form und das Volumen des Kots. Sie sind also Inneneinrichter und Putzkräfte zu gleich.

Und wie kommen wir nun am besten an diese Faserstoffe? Durch einen Mix an frischem, rohen Obst, Gemüse und auch Kräutern. Vielfalt ist wichtig, da jede Bakterienart ihre Lieblingsspeisen hat. Es würde reichen, wenn wir unserem Mikrobiom nur Möhren und Apfel kredenzen, aber reichen reicht auch eben nur aus. Im Optimalfall bringen wir daher etwas Abwechslung in den Napf. Und für das volle Pfund achten wir darauf, dass häufig Grünes wie Salat oder Wildkräuter und häufig Beeren im Mix vorkommen.

Resistente Stärke für das Mikrobiom

Ein Wort der Warnung: wenn ihr Darm mit Charme lest, werdet ihr dort eine Ode an die resistente Stärke finden. Die bildet sich bei kohlenhydratreicher Nahrung, wenn sie erkaltet. Das sind zum Beispiel Kartoffeln, Süßkartoffeln oder Reis vom Vortag. Und auch Reis- oder Kartoffelmehl – für die Backfreaks unter Euch.

Die dort enthaltene resistente Stärke ist ein Festmahl für die Darmbakterien, Weihnachten und Ostern an einem Tag. Aber wie so oft bei großen Festen kann am nächsten Tag Katerstimmung einkehren.

Wir und gerade unsere Hunde, die selten Kartoffelsalat futtern, sollten uns daher langsam an resistente Stärke gewöhnen und unsere Hunde sollten sie in Maßen genießen. Mal ein Kartöffelchen von gestern ist in der Regel kein Problem, aber wenn es zu viel wird, reagiert der Darm verstimmt. Dann kann es zu Bauchgrummeln, Übelkeit, Blähungen und/oder Durchfall kommen.

Daher gilt bei allen Faserstoffen, aber ganz besonders bei resistenter Stärke: Langsam herantasten und die Dosis macht das Gift. Und wenn die Gewöhnung da ist, kann die Party beginnen. Enki zum Beispiel würde sich auf den Kopf stellen, um am nächsten Tag Reste unsere Kartoffelpürees zu bekommen und hat noch nie mit irgendeinem Wehwehchen reagiert. Kane hingegen… sagen wir so, der Herr ist sensibel. 😉