Es gibt einige Überlegungen, die vielleicht davon abhalten können, das Futter für den eigenen Hund selbst zusammenzustellen. Und nicht selten kommt direkt nach der Frage, ob BARF nicht kompliziert sei gleich an zweiter Stelle die Frage nach den Kosten.
Gerade in der derzeitigen Lage ist es für sehr viele Menschen wichtig, das Monatsbudget genau im Blick zu behalten und daher ist die Frage nicht nur gerechtfertigt, sondern oft auch elementar.
Nun kann ich Dir nicht pauschal sagen, wie hoch die Kosten für Dich wären. Das hängt von vielen Faktoren ab. Natürlich vom Gewicht Deines Hundes, aber auch von seiner üblichen Bewegungsmenge und der Frage, ob er kastriert ist und einigen weiteren Faktoren. Der Energiebedarf ist von Hund zu Hund unterschiedlich, genau wie bei uns Menschen. Und je mehr ein Hund futtert, desto mehr kostet er im Monat.
Außerdem gibt es eine sehr breite Spanne beim Einkauf der Zutaten. Du kannst dich dafür entscheiden Deinen Hund mit konventionellen Schlachtabfällen aus Massentierhaltung und Gemüse aus dem Discounter zu füttern und hast in den meisten Fällen immer noch eine bessere Qualität im Napf als bei den gängigen Fertigfuttern. So lässt sich der monatliche Preis stark drücken. Ich spreche da aus Erfahrung, denn ich kenne Zeiten, in denen ich jeden Cent zweimal umdrehen musste.
Andererseits kann es sein, dass Dein Hund Dich an das obere Ende der Kostenskala katapultiert, weil er nur ganz bestimmte seltene Fleischsorten verträgt. Da wird BARF schnell teuer – aber auch jede andere Fütterung würde da spürbar zu Buche schlagen.
Der Durchschnittshund
Ich habe meinen Preisvergleich mit Enki gemacht. Einem guten Durchschnittshund. Enki wiegt 23 Kilogramm, ist kastriert und hat ein moderates Maß an Bewegung. Zwei Stunden am Tag, dazu Toben mit Kane, kein Hundesport. Kane selbst hätte sich nicht gut für diese Feldstudie geeignet, der frisst mir die Haare vom Kopf. Unkastriert, sehr viel mehr Bewegung (da keine kaputte Hüfte) und einen Stoffwechsel, der mich vor Neid grün werden lässt.
Die Vergleichsration
Zuerst habe ich die Kosten von Enkis BARF-Ration ermittelt. Da wir zum Glück den Cent nicht mehr umdrehen müssen, ist sein Futter durchaus dekadent. Es gibt Fleisch aus Weidehaltung, das Gemüse und das Obst kommt aus meiner Demeter Biokiste, die Getreide- und Milchprodukte kaufe ich im Biomarkt. Preiswert sind nur die Eier, weil ich die aus einer privaten kleinen Hühnerhaltung kaufe.
Nahrungsergänzung ist der übliche Standard, Seealgenpulver, 3-6-9-Öl und bei uns Dorschlebertran. Seit der Doku Seaspiracy auf Netflix gibt es keinen Fisch mehr. Im Moment holen wir uns die D-Vitamine stattdessen noch aus Dorschlebertran, ich überlege jedoch gerade ganz auf Vitamin D Tropfen umzusteigen, da der Dorsch ebenfalls ein erhebliches Problem mit dem Bestand hat.
Um leicht rechnen zu können habe ich alles auf 4 Wochen, also 28 Tage berechnet.
Hier die Posten und die Preise mal im Detail, die Mengen sind Grammangaben. Wundert Euch nicht über den Pansen, der ist bei mir recht teuer, weil ich einen gefunden habe, den ich nicht eklig finde. Das lasse ich mich was kosten.
Fleisch 4.700 | Pansen 1.400 | Innereien 1.420 | RFK 1.880 | Gemüse 1.620 | Obst 800 |
33,96 € | 8,40 € | 3,55 € | 7,80 € | 6,16 € | 2,40 € |
Getreide 1.620 | Eier | Milchprodukte | Seealgen | 3-6-9-Öl | Lebertran |
6,16 € | 2,80 € | 3,20 € | 0,30 € | 8,00 € | 1,30 € |
Gesamtkosten für die Bio-Barf-Ration sind damit 81,47 € / 4 Wochen. Stand Frühjahr 2023.
Die Feldstudie
Nun wollte ich wissen, was ich denn mit gängigen Futtermitteln für Enki im Monat zahlen müsste. Leichter gesagt, als getan. Ich saß eine ganze Weile vor dem leeren Bildschirm und versuchte aus meinem Gehirn irgendwelche Markennamen hervorzukramen, die mir mal auf Instagram begegnet sind. Mir fiel nichts ein. Absolute Leere in den Gehirnwindungen.
Also wagte ich mich in die Höhle der Löwen und suchte mit eine Facebookgruppe raus, die sich nach Titel gesundem Futter von BARF bis Trockenfutter verschrieben hat. Aus den abertausend Beiträgen mit Fragen zum besten Futter kristallisierten sich mehrere Kandidaten heraus, die als Antwort immer wieder genannt wurden. Und nach Stunden wie Kaugummi hatte ich meine Liste: Zwei Trockenfutter, eines im mittleren Preissegment, das es so auch im lokalen Tierfutterhandel gibt. Und ja, ich war dort, habe nach den einzelnen Futtern geschaut und mich von einer netten Verkäuferin „beraten“ lassen. Das allein wäre schon einen eigenen Beitrag wert.
Das zweite Trockenfutter ist aus dem Premiumsegment. So richtig premium, mit einer Vielzahl an Markenbotschaftern in den sozialen Medien.
Außerdem analog zwei Dosenfutter, wieder einmal angeblich Mittelklasse (wobei ich hier tatsächlich Zweifel habe) und einmal oberstes Premium-Regal.
Aus Neugier wanderte dann noch ein Fertig-BARF und eine Ration mit gepimpten Reinfleisch-Dosen in die Studie. Die gepimpten Reinfleischdosen sind meines Erachtens die beste Variante, wenn man nicht alles selbstmachen möchte. Da nimmt einem zumindest jemand die Fleischzubereitung ab. Da ich Reinfleischdosen im Urlaub nutze, habe ich mich hier für einen sehr vertrauenswürdigen Anbieter entschieden, den ich sowieso für den nächsten Urlaub als Test auf dem Zettel habe. Preislich sind wir hier ebenfalls im Premiumbereich unterwegs, aber der Hersteller genießt bei mir einen großen Vertrauensvorschuss, dass seine Dosen das gezahlte Geld auch wert sind.
Die Auswertung
Hier kommen nun die Kosten, mit denen ich rechnen muss, wenn ich Enki für 4 Wochen mit dem jeweiligen Futter versorgen möchte.
In der dritten Zeile siehst Du die Differenz zu seiner jetzigen BARF-Ration.
Trofu ⭐⭐⭐ | Trofu ⭐⭐⭐⭐⭐ | Dose ⭐⭐⭐ | Dose ⭐⭐⭐⭐⭐ | Fertig-BARF | Reinfleisch* |
46,20 € | 99,96 € | 89,90 € | 164,93 € | 176,61 € | 99,36 € |
+35,27 € | -18,49 € | -8,43 € | -83,46 € | -95,14 € | -17,89€ |
* Reinfleisch meint hier nicht nur die reinen Dosen, sondern die Gesamtkosten für 4 Wochen inklusive des Obst/Gemüse/Getreide Anteils und inklusive der nötigen Ergänzungen. Für die Berechnung habe ich aus den Reinfleischdosen also vollwertige bedarfsdeckende Mahlzeiten gemacht.
Geht das nicht preiswerter?
Ja, das geht es. Ich habe hier bewusst nicht ins untere Regal gegriffen oder einen Discounter besucht. Die ausgewählte Qualität ist das mindeste, was ich erwarten würde. Und offen gestanden würde ich den beiden Drei-Sterne-Kandidaten sogar nur ⭐ bis ⭐⭐ geben.
Sehr preiswerte Futtermittel lassen mich vermuten, dass der Gürtel sehr eng sitzt und auch an den Lebenshaltungskosten der dazugehörigen Menschen gespart wird, wo es nur möglich ist. Das sind Situationen, in denen wir nicht den Luxus haben uns über die Qualität Gedanken zu machen. Hauptsache es macht satt.
Fazit
Mir war vor meiner Feldstudie klar, dass Barfen nicht so teuer ist, wie manch eine vermutet. Aber dass ich mit meiner BARF-Ration den zweiten Platz belege und es nur mit einem mittelprächtigen Trockenfutter preiswerter geht, hätte ich nicht erwartet.
Richtig überrascht hat mich allerdings die Ration mit Reinfleischdosen statt rohem Fleisch. Hier hätte ich vermutet, dass ich ca. 50 Prozent über meine BARF Ration liege. Und ich bin sehr froh, dass das nicht so ist. Denn das ist eine Variante, die ich sehr charmant finde, wenn der Tiefkühlschrank für rohes Fleisch fehlt und frau wenig Lust hat auch noch für den Hund hinter dem Herd zu stehen.
Und noch etwas hat mich überrascht. Die empfohlenen Tagesmengen für Enkis 23 Kilogramm sind um so höher, je teurer das Futter ist. Da kratze ich mich verwirrt am Kopf und frage mich, ob die Premiumfuttermittel eine geringere Nährstoffdichte aufweisen oder ob die Hersteller aus dem mittleren Segment den Bedarf klein rechnen, um noch preiswerter zu erscheinen.
Ein letztes Wort zu den durchgerechneten Marken: Ich nenne diese Marken absichtlich nicht, weil ich keine davon als aus tiefstem Herzen empfehlen kann und somit keine Plattform bieten möchte. Keine? Nicht ganz, die Reinfleischdosen würde ich empfehlen, wenn man sie mit einem vernünftigen Plan ergänzt. Aber ich kann ja nicht nur einen Hersteller nennen, oder? Hm, pssst, Pahema…
Und eine weitere Werbung kann ich mir nicht verkneifen: Wenn Du einen Plan für Reinfleischdosen (oder natürlich auch BARF) möchtest, bist Du bei mir an der richtigen Stelle: Ernährungsberatung
Herzlichst,